Eastcoast

Lange geschlafen und dann viel gefrühstückt. Gleich in der Früh kriegen wir gerade noch eine Reservierung für ein Penguin Reserve am Abend. Dann fahren wir auf die Otago Peninsula. Zuerst zum Lanarch Castle, dem einzigen Schloss Neuseelands. Hat sich ein reicher Bankier Ende des 19. Jahrhunderts bauen lassen. Toller Schlossgarten mit Gärtner und Aussicht, das Haus ist eher klein. Ein Stück weiter liegt das Aquarium beziehungsweise die Meeresforschungsstation der hiesigen Uni. Hier gibt’s das einzige Aquarium der Südinsel. Die Station existiert seit 1906 und gibt einen sehr guten Einblick in die Forschungsarbeit und die ökologischen Zusammenhänge. Wieder ein paar km weiter liegt auf einem Hügel das Royal Albatros Centre. Albatrosse werden bis 3,5 m groß (Flügelspannweite) und leben hier seit ca. 1920, seit man die Hänge geschlägert hatte. Wir sehen aber keine, weil man nur in kleinen Gruppen geführt auf das Gelände darf, und bis Abend schon alles ausgebucht ist. Dafür gibt es tolle Steak Sandwich. Und gleich außerhalb des Geländes liegen faule Seehunde am Strand. Nach dem ersten Schreck (unsererseits) stellen wir fest, dass man problemlos bis auf 2-3 m herangehen kann und die Tiere nach Herzenslust fotografieren kann. Ein paar km zurück gibt's dann eine Cafe- und Kartenschreibpause in einem ruhigen Cafe in Portobello. Dann geht’s zur Penguin Tour. Es geht um Yellow Eyed Penguins, die hier einen Teil des Jahres leben und brüten (besonders seit man die Bucht wieder aufforstet!). Anders als die meisten Pinguine sind die eher asozial und treten nicht im Rudel auf, sondern gehen und kommen selbständig und einzeln. Zur Zeit ist ihre Hauptbeschäftigung tagsüber so viel essen wie möglich, abends mühsam an Land gehen und sich so auf die Mauser vorbereiten, die bei ein paar Exemplaren schon begonnen hat. Dabei rühren sich die armen Tiere 3-4 Wochen kaum vom Fleck und warten geduldig, bis alles vorüber ist und sie wieder schwimmen gehen können. Dafür kann man sie dabei gut beobachten. Wir sehen zwei, die aus dem Wasser kommen , dann noch am Beach herumstehen, um ein wenig zu verdauen und dann mühsam zu den Dünen und dem Hinterland stapfen. Ein paar andere Pinguine sind schon voll in der Mauser, was man an den herumliegenden Federn sieht und stehen oder liegen herum. Wir Besucher bewegen uns in getarnten „Schützengräben“ um die Tiere nicht zu stören. Es wird hier außerdem versucht, Hunde, Katzen, Possums, Hasen usw. vom Strand und den Brutplätzen fernzuhalten.

Von Dunedin geht es nach dem Frühstück erst mal ein Stück nordwärts. In Moeraki liegen am Strand große runde Felsen wie Murmeln im Wasser. Ca. 20 Stück. Diese Steine bildeten sich über Jahrtausende in einer Art Kristallisation und wurden dann durch Erosion der umliegenden Gesteine wieder freigesetzt. Bei Omaru biegen wir wieder ins Hinterland ab. Hier wurden seit den 30er Jahren einige Staudämme und Kraftwerke errichtet. Aus den Arbeitersiedlungen sind dann Dörfer geworden. Die Seen sind teilweise riesig, viele viele km². Das Wasser spiegelt sich nur so. Viele Leute kommen zum Fischen hierher. Es wurden unter anderem Lachse hier ausgesetzt. Das Land ist hügelig, aber großteils steppenartig – da haben die Schafbauern zugeschlagen. Und es ist ganz schön windig. In Omarama haben wir eine Cabin reserviert. Zuerst ein kleines Nickerchen, dann eine Runde durch den Ort. Ein Bierchen im „Schanigarten“ vor einem Cafe, Thunfisch-und-Mais-Salat mit Toast zum Nachtmahl. Viel Zeit zum Lesen. Zum Glück gibt’s eine Heizung in der Cabin, es wird nämlich ziemlich frisch zum Abend hin.

Heute geht’s schon recht früh los, ausgeschlafen sind wir ja auch. Um 9.00 Uhr sind wir schon on the road. Der Wind ist weg. Nach ein paar km zweigen wir von der Straße zu den Clay Cliffs ab. Eine Sein/Felsenformation mitten auf einer Schafweide. Dann geht’s weiter zuerst ein bißchen nordwestwärts Richtung Mt. Cook. Vom Lake Pukaki kurz hinter Twizel hat man einen wunderbaren Blick auf Neuseelands höchsten Berg. Ganz in weiß hebt er sich toll vom tiefblauen Himmel und dem schimmernden See ab. Noch über 250 km bis Christchurch aber die Straßen sind großteils schnurgerade und die Landschaft eher monoton und trocken. Fast ein bissl australisch. Die Vororte von Christchurch erstrecken sich schon kilometerlang bevor man richtig in die Stadt hineinkommt. Der eigentlich Stadtkern ist dann gar nicht so groß und praktisch quadratisch organisiert. Schotten haben die Stadt angelegt. Die „Kathedrale“ ist eher eine Kirche. Es gibt aber schöne Parks und ein richtiges „Art“-Viertel mit Museen und Galerien. Wir essen zuerst mal was. Gar nicht so einfach um 4 pm etwas zu kriegen – Cafes sperren zu und Abendessen hat noch nicht angefangen. Dann marschieren wir durch den Botanischen Garten und den Park. Um 7 pm treffen wir Rainer, Ingrids langjährigen Bekannten & Studienkollegen, der vor 4 Monaten hierher ausgewandert ist. Großes Palaver bei ein paar Bierchen bis es finster wird. Wir können auch die nächsten 3 Nächte bei Rainer übernachten  und werden am Weekend 2 Tage Reiseführer bekommen.

Nach einem langen Frühstück mit viel viel Gequatsche schauen wir uns in einem nahen Wildlife Park (Willowbank Wildlife Reserve) Kiwis an. Da die Viecher nachtaktiv sind und mittlerweile sehr selten sind, kriegt man sie so nicht zu sehen. (Ingrid war auf der Nordinsel bei einer Nachtwanderung immerhin knapp dran.). Im Zoo gibt es noch jede Menge anderes Getier und auch viele gängige Haustiere - wie  Schafe und Ziegen in verschiedenen Rassen. Danach zeigt uns Rainer die Bibliothek am Strand von New Brighton. Da ist ganz schön was los am Strand heute: Surfer, Segler. Es ist heiß und sonnig. Von den nahen Hügeln gibt’s eine Bombenaussicht. Gigantisch. Auch Lyttelton hat ganz nette Häuschen, Strand und alles was man so brauchen kann. Abschließend gibt’s noch eine Fahrt auf der Summit Road mit Mega-Panorama. Und 2 x durch den Tunnel, weil wir uns falsch eingeordnet haben. Zum Abendessen geht’s dieses Mal Thai Food in einem netten Lokal und ein Bier als Schlummertrunk.

Späte Tagwache und wieder ein Quasselfrühstück. Heute geht es auf die Halbinsel, die sich etwas südlich von Christchurch für mehr als 70 km ins Meer schiebt. Bergauf und bergab geht’s dahin. Akaroa ist ein netter kleiner Ort mit vielen Lokalen und Wochenendhäusern. Nette Promenade, Leute beim Fischen, Segeln, relaxen. Wieder spielt das Wetter 100 % mit: blauer Himmel, Sonnenschein und blaues Meer in unzähligen schönen Buchten. Bei Fish & Chips aus d e r Take-away-Bude von Akaroa lässt es sich herrlich in der Sonne entspannen. Wir gehen etwas spazieren und besuchen ein Denkmal, das an die britische Inbesitznahme1840 erinnert, vorher waren hier nämlich Franzosen. Auch von hier ist die Aussicht traumhaft. Nachher gibt's noch eine Bergtour über steile unsealed roads zur Steilküste ans offene Meer. Kühl, windig, menschenleer und spektakuläre Felsen. Gerade das das Auto die Straße oder besser den Feldweg wieder hinaufkommt ohne anschieben. Noch einem Kaffee in einem Cafe am Meer und dann geht’s in der Dämmerung zurück nach Christchurch. Müde fallen wir ins Bett.

Nach längerer Verabschiedung versuchen wir noch in Christchurch ein Motelzimmer für Dienstag abend zu reservieren. Gar nicht so einfach. Dienstag gibt’s ein Cricket Match und das Cher-Konzert in town, alles ausgebucht. Beim 3. Hotel bei dem wir fragen, gibt’s auch nichts, aber es wird ein bisschen herumtelefoniert und so in einem anderen Motel doch noch ein Zimmer für uns aufgetrieben. Schnell fahren wir hin und fixieren alles. Dann geht’s nordwärts. Bei Waipera biegen wir vom Highway Nr. 1 auf einen parallelen Scenic Drive ab. Hier geht’s nicht ganz so grade aus. Berg und Tal durch Hügellandschaft. Ein Kaffee in einer Lodge im Blockhausstil in Nirgendwo unterbricht die Fahrt. In Kaikoura reservieren wir für Morgen eine Whale-Watching Tour. Den restlichen Nachmittag wird gefaulenzt und ein bisschen in der Stadt herumgefahren bzw. spaziert. Abends gibt’s ein bissl Fernsehen in der Cabin.

Heute ist langes ausschlafen angesagt, erst um 10 Uhr wird ausgecheckt. Auch hier gibt’s eine kleine Halbinsel ins Meer, eine Aussichtsplattform am Hügel und unten an der Küste schlafen die Selas in der Sonne auf den Steinen. Das Mittagessen entfällt, denn beim Whale Watching könnte das sonst stören. Kurz vor 13.00 Uhr geht’s los. Ca. 50 Leute werden zuerst mit einem Bus in die nächste Bucht geführt und dort auf einen flotten Katamaran gesetzt. Wir gehen auf die Suche nach Pottwalen (Sperm Whale), die größten Zahnwale, die es gibt. Bis zu 18 m lang, braun, mit viereckigem Schädel, bis 26 to schwer. Sie können bis zu 3000 m und 2 Stunden lang tauchen. Sie fressen große Tintenfische, Haie und andere große Fische. Einen 4 m Hai schlucken sie ohne zu kauen. Dafür haben sie auch einen Nahrungsmittelbedarf von mehr als 500 kg pro Tag. Gewöhnlich atmen sie an der Wasseroberfläche ca. 5 min, bevor sie für etwa 45-60 min abtauchen. Die Wale hier sind allein lebende Männchen, die Weibchen mit den Jungen kommen nicht so weit in den Norden. Hier ist der ideale Ort für Whale Watching, da der Meeresgrund gleich bei der Küste extrem tief abfällt, sie tauchen hier bis 1500 m hinunter. Die Chancen stehen bei 95 %, dass man wirklich einen Wal sieht. Und wir sehen das Schauspiel 4x! Der Wal holt tief Luft, streckt den Körper durch und dann steht die Flunke aus dem Wasser und dann ist er weg. Schon gigantisch. Zum Abschluss gibt’s noch eine Verführung von Dusky Delfinen die sehr ausdauernd um unser Boot herumspringen, spielen und tauchen. Außerdem sehen wir einige Albatrosse, die knapp über dem Meer fliegen oder rauf den bis 2 m hohen Wellen schwimmen.  Um 16 Uhr sind wir dann beim Auto zurück. Ingrid kauft sich noch einen frisch gefangenen aber schon gekochten Crayfish. Igitt. Mir ist das Ding mit seinen Haxen und Fühlern nicht geheuer. Auf der Rückfahrt nach Christchurch, kurz nachdem die Straße von der Küste abbiegt, wird dann gepicknickt. Gottseidank ist das Vieh jetzt aus dem Auto. Nach 3 Stunden sind wir in Christchurch, beziehen schnell unser Quartier, duschen und auf geht’s zum Abschiedsbesuch bei Rainer und Vesna. Vesna hat gekocht (wie immer wunderbar) und zur Krönung gibt’s noch Palatschinken. Lecker. Bis nach 10 Uhr wird gequatscht, dann fallen wir todmüde ins Bett.


Mehr und größere Photos von der Otago Peninsula, den Moeraki Boulders, vom Waitaki River, Christchurch und aus Kaikoura  gibts hier, hier, hier, hier und hier.

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Last Updated: 2005-08-11