South Island - Nordwesten

Um 6 Uhr ist Tagwache. Alle Sachen zusammenpacken und Frühstücken. Ingrid ist sehr effizient. Sie hat gestern abend noch Papier aussortiert und weggeschmissen. Um 7.20 Uhr geht’s los, ist zwar viel Verkehr, aber gegen 7.45 sind wir schon beim Car-Rental. Es geht ruck-zuck. Ein Fahrer führt uns einfach mit unserem Auto zum Ferry Checkin. Dort checken wir unser Gepäck wie am Flughafen ein. Ich hab die Fähre aus Wien per Internet gebucht und mir den Voucher einfach ausgedruckt. Jetzt sitzen wir hier im Gartensessel am Terminal und warten, dass das Schiff loslegt. Die Überfahrt mir dem großen Fährschiff ist unspektakulär. Nur kurz geht’s übers „offene Meer“, weitaus länger fahren wir in ruhigen Wasser im Sound und zwischen Inseln dahin.  Dann wird in Picton noch zentimetergenau rückwärts eingeparkt. Nach dem endlosen Warten am Baggage Claim (wer als erster eincheckt muss am längsten aufs Gepäck warten) werden wir von der Rental Firma abgeholt und die ca. 100 m zu den Autos gebracht. Wir bekommen das gleiche Auto wie auf der Nordinsel, ein Toyota Corolla Hatchback, nur in rot und mit ca. 165000 km am Tacho. Wir nehmen zuerst den kurvigen Queen Charlotte Drive, der die Küste entlang Richtung Nelson führt. Tolle Buchten, aber anstrengend zu fahren. Danach geht’s weiter am Highway 6. An der Küste sind teilweise kilometerlange Wattgebiete – ohne Wasser – zu sehen. Schaut schon lustig aus, wie ganze Marinas ohne Zugang zum Meer daliegen. In Nelson machen wir ca. 1 Stunde Pause zum Essen, Beine vertreten und Einkaufen. Im Zentrum ist sehr viel mit Blumen dekoriert, besonders nett sind die Hängeampeln in den Einkaufsstraßen. Dann fahren wir nach Motueka weiter. Von hier aus wollen wir morgen einen Ausflug in den Abel Tasman National Park machen, wenn uns der Wettergott halbwegs hold ist. Momentan ist es etwas bedeckt. Die Cabin am Campingplatz ist eher „basic“, dafür aber auch nicht teuer (ca. 35 NZD). Allgemeine Müdigkeit.

Gleich um 7 Uhr wird aufgestanden und schnell gefrühstückt. Dann geht’s los in den Abel Tasman National Park. Von Marahau aus geht es zu Fuß zuerst über einen langen Steg, dann auf einem normalen Wanderweg, die Küste entlang. Man kann von hier aus 4 Tage lang bis zum anderen Ende des Parks gehen. Aber solche Ambitionen haben wir nicht, wir gehen einfach einmal los. Der Weg führt im Schatten durch den Dschungel. Vorbei an der Apple Bay (keine Ahnung woher der Name kommt) gehen wir in Richtung Anchorage Bay. Es ist wunderbar ruhig, nur Waldgeräusche und das Meer. Vom Weg aus hat man immer wieder traumhafte Aussichten auf die Buchten hinunter. Nach ca. 2 ½ Stunden bleiben wir in der kleinen Akersten Bay am Strand und genießen die mitgebrachten Bananen und Äpfel. Dann sucht uns auch eine kleine Gruppe Kajakpaddler für ca. 1 Stunde heim. Der Strand ist toll, nur das Wasser ziemlich kalt. Gegen 14 Uhr brechen wir wieder auf, um zurückzugehen. Es hat zugezogen und dann erwischt uns ein kräftiger Regenguss. Aber halb so schlimm, der Wald schützt ein bißchen vor dem Regen, und gleich danach ist es wieder schön. Am Weg machen wir dann noch einmal Stopp in der Tinline Bay, wo sich das Wasser jetzt zur Ebbe irrsinnig weit zurückzieht.  Wunderbar, die Krabben im Sand zu beobachten. Ich beneide die Reiter, die am fast endlosen Sand dahin galoppieren. Gegen 17 Uhr sind wir wieder am Auto und fahren einen etwas weiteren Weg zurück nach Motueka. Dort werfen wir erst mal ein richtig schönes Abendessen  (ich Steak, Ingrid Muscheln) ein und gehen dann erst am Campingplatz duschen. Dann wird einfach nur geschlafen .

Nach einem spartanischen Frühstück geht es zuerst ein Stückchen zurück nach Richmond und dann den Highway Nr. 6 entlang an die Westküste nach Westport. Zum Teil ist die Gegend während der Fahrt recht mitteleuropäisch – Wald, Berge, Bäche, Flüsse. Das ändert sich dann aber als wir die Küste wieder erreichen. In Westport (ca. 6000 Einwohner) legen wir einen Mittagessen- und Tankstop  ein. Dann geht es die wunderschöne Küste mit den Pancake-Felsen entlang. In Punakaiki gibt’s wieder einen tollen Outlook für eine ausgiebige Fotopause. In Greymouth liegt der Top 10 Campingplatz gleich hinter dem wunderbaren endlosen Strand. Auf großem runden Schotter lassen wir uns nieder und nützen die Ruhe zum Lesen, es ist windig, und gegen halb acht wird es einfach zu kühl. Dann werde ich bekocht. Ingrid kocht die restlichen Packerlsuppen die wir noch mithaben. Dazu gibt’s Brot. Unsere Kitchen Cabin hat sogar einen Fernseher und heute wird in einem Kanal „Die Mumie“ wieder mal wiederholt.

Nachtrag zu gestern: wir haben vor Westport fast einen Vogel in die Windschutzscheibe unseres Corollas bekommen. Der Vogel hat sich in selbstmörderischer Absicht von oben auf die Kante zur Scheibe bei 80-100 km/h aufs Auto gestürzt. Kein Schaden am Wagen. Was für ein Vogel es war, bleibt unbekannt, aber wir haben uns ordentlich geschreckt.

Heute sind wir erst spät aus dem Bett gekommen. Die 170 km zum Franz Joseph Gletscher ziehen sich. Wir unterbrechen in einer kleinen Ortschaft für einen kleinen Imbiß und Kaffe. Als wir zu Mittag in Franz Joseph ankommen, gibt es dafür blauen Himmel. Wir fahren bis zum letzten Parkplatz und gehen dann ca. 1 Stunde mit vielen Fotopausen bis zur Gletscherzunge über die Endmoräne. Der Gletscher hat sich in den letzten 150 Jahren sehr verändert. Schrumpft und wächst dann wieder um einige hundert Meter. Im Sommer schiebt er sich 75 cm pro Tag talwärts, im Winter etwa 1 m. Bis kurz vors Eis wächst hier der fast tropisch erscheinende Urwald, 20-30 km entfernt ist das Meer. Man kann hier unzählige Touren buchen, die auf das Eis führen und auch Heli-Rundflüge mit und ohne Landung im Eis. 30 km weiter kann man sich einen anderen Gletscher anschauen, den Fox Glaciar. Hier ist es ähnlich, wie beim Franz Josef, der Wald kommt sogar noch näher an den Gletscher heran. Aus der richtigen Perspektive sieht man den Gletscher aus den höchsten Bergen kommen und bis ganz herunter reichen. Wir genießen den Blick von einem Aussichtspunkt, dann kehren wir um, es sind schon bedrohlich dunkle Wolken aufgezogen. Weiter geht’s noch 130 km bis Haast, einen 300 Seelen Ort an der Küste, ursprünglich das Lager von Bauarbeitern, die hier in den 30ern die Straße von West nach Ost über den Haast Pass gebaut haben. Hier bekommen wir gerade noch ein Zimmer im Backpackers. Alle 3 Hotels sind voll. Die Dame an der Rezeption ist verwundert, als wir ohne mit der Wimper zu zucken, alle 4 Betten unseres Zimmers (für 80 NZD) bezahlen um Ruhe zu haben. Es ist ein schönes Zimmer. Abendessen gibt’s in der einzigen Taverne des Ortes. Der Laden ist voll. Guter Fisch und Steak für Ingrid. Endlich ein Bier, weil ich jetzt ja nicht mehr fahren muss. Ingrid büselt schon um halb acht ein.
PS: heute haben wir die angeblich längste One Lane Bridge von Neuseeland passiert. Auch die Main Highways gehen bei Brücken auf eine einzige Spur zusammen. Einer muss halt warten, per Straßenmarkierung und manchmal auch mit Verkehrszeichen ist definiert, wer. Manchmal ist das andere Ende der Brücke garnicht einsehbar. Dann gibt’s mitten auf der Brücke eine Passing Bay. Die lange Brücke heute hatte sogar 2! Das könnte man doch als Vorbild für die nächste Donaubrücke nehmen – diese Einsparungsmöglichkeiten!

Heute ist der erste richtige Regentag. Schon in der Nacht hat es zu schütten begonnen, und es hört bis abends nicht mehr auf. Nach einem Frühstück im Lokal neben dem Backpackers wo wir sehr sehr froh sind, nicht mit Motorrädern unterwegs zu sein, nehmen wir den Highway Nr. 84  über die Berge in den weiteren Süden und ins Fjordland. Ca. 70 km schöne Straße durch die Berge. In Wanaka regnet es dann leider noch immer, sodass die geplante Wanderung am Wanaka Lake ins Wasser fällt. Nur kurz in den Supermarkt und weiter nach Queenstown. Eine reine Touristenstadt – leider. Als wir um ca. 14 Uhr im i-Site nach einem Zimmer schauen, staunen wir nicht schlecht. Nur mehr sauteure Zimmer – und ich bin skeptisch ob das wirklich alles so Luxushotels sind! Nur in Glenorchy gibt’s es noch eine Basic Cabin für uns. Glenorchy liegt noch ein Stück weiter nördlich ca. 45 km von Queenstown am Ende des Wakatipu Sees. Nette Gegend aber am Ende der Welt. Hinter dem See erheben sich die Berge mit Schnee ab ca. 1000 m. Die Cabin ist sehr basic, aber billig und sie hat einen Heizlüfter. Jetzt sitzen wir hier in einem Cafe und trinken heiße Schokolade und schreiben Karten und hoffen, dass der Regen aufhört – zumindest morgen in der Früh. Das tut er wirklich, so geht sich noch ein Spaziergang aus.


Mehr und größere Photos von Picton, Tasman NP., Pancake Rocks und Gletschern gibts hier, hier und hier.

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Last Updated: 2005-08-08