South Australia

In der Früh ist noch alles recht feucht. Die getoasteten und mit Schinken und Schmelzkäse gefüllten "Kipferln" - welch Frevel - zum Frühstück verweigere ich. Heute stehen mehr als 500 km Fahrt nach Süden ins Southern Territory, nach Coober Pedy bevor. Eine Ruheetappe also (schöne geteerte Straße). Nach der Einquartierung in einem Underground Campingground (eine Höhle!!!) machen wir eine Sightseeing Tour durch die Opalgeschäfte. Nebenbei: es ist heute unvorstellbar kalt, nur 25 Grad, gestern wurden hier noch 50 Grad (im Schatten gemessen). Die Häuser werden hier in die Hügel bzw. in die alten Schächten von Opalminen hineingebaut um der Hitze zu entgehen. Trotz der mörderischen Außentemperaturen bleibt es "in der Erde" mit konstant 20-25 Grad angenehm kühl. Die Stadt ist ziemlich trostlos. Steine, Staub und sonst auch nicht viel mehr. Hier halten es nur die Glücksritter auf ihrer Suche nach Opalen länger als ein paar Tage aus. Am Abend gibts das erste "europäische" Essen seit langer Zeit. Pizza natürlich. Nur die Größenverhältnisse sind etwas verschoben. Zu Dritt schaffen wir es nicht einen "Large Pizza" zu vernichten, obwohl wir uns wirklich redlich bemühen. Danach ein guter, tiefer Schlaf im ersten Bett seit 3 Wochen.

Vormittags besichtigen wir eine Mine, eine Opalschleiferei und Opal-Shops. Einkauf von Weihnachtsgeschenken. Wer wird wohl meine Kreditkartenrechnung bezahlen? Obwohl wir hier wirklich an der Quelle sind, sind die wunderbarsten Stücke natürlich unerschwinglich (10.000 - 20.000 A$). Auch heute hat es nur 25 Grad, wir frieren ein bißchen. Am Nachmittag fahren wir nach William Creek weiter, wo wir im "einsamsten Pub" der Welt unsere vorverlegte Weihnachtsfeier abhalten wollen. William Creek hat momentan ca. 10 Einwohner (der Wirt und seine Familie). Einst war es die flächenmäßig größte Rinderfarm der Welt. Da hier ringsherum aber Halbwüste vorherrschend ist ein ziemliches Problem. Der Pool an der Rückseite des Hause, zwischen Stromgenerator und Flugfeld, ist aus alten Eisenbahnschwellen zusammengezimmert. Das Wasser ist eiskalt, was für uns unerklärlich ist, schließlich sitzen wir hier mitten in der Wüste. Über das Weihnachtsessen nach australischer Art möchte ich hier lieber nichts erwähnen. Nur so viel, ziemlich ungewöhnlich. In der Nacht kommt ein Sandsturm auf, der schlafen unmöglich macht. Das Zelt ächzt und stöhnt. Durch jede noch so kleine Ritze wird Sand hereingeweht. Außerdem ist es unangenehm kalt.

Am Morgen bin ich zum erstem Mal mit Jogginghose und Pullover unterwegs. Saukalt. Beim Frühstück beobachten wir eine zweite Gruppe (junge Australien, Japaner, Franzosen etc.), die gestern Abend ebenfalls hier campiert haben. Die Einwohnerzahl war diese Nacht vervielfacht. Sie benützen Zelte ähnlicher Bauart wie die unseren, reisen aber in einem großen Tourbus. Anscheinend sind sie noch nicht allzu lange unterwegs, was sich im morgentlichen Chaos niederschlägt. Am schlimmsten trifft sie, daß heute morgen hier kein Wasser fließt (nicht Zähneputzen, nicht Duschen, kein WC). Ziemlich ratlos irren sie umher. Auf so etwas sind wir - zumindest geistig - vorbereitet. Dafür bezahlen wir ja - wie Thomas bei solchen Gelegenheiten immer zu sagen pflegt. Wir brechen auf und durchqueren auf einer Sandpiste sie Simson Wüste. Vorbei am Lake Eyre (großer Salzsee), durch Marree (kl. Stadt) gehts südwärts Richtung Flinders Rangers National Park. Die Wüste wird fast schlagartig durch Eukalyptuswälder (40-60 m hohe Bäume) abgelöst. Zum ersten Mal sichten wir (lebendige!) Känguruhs, dafür massenweise. Auch einige Emus und natürlich südaustralische Schafe treiben sich am Straßenrand herum. Bei einem Spaziergang in der Nähe des Campingplatzes läßt sich ein kleines Skippy beim Fressen um keinen Preis der Welt aus der Ruhe bringen und prima photographieren. Wahrscheinlich wars gerade beim Weihnachtsschmaus. Der Abend und die Nacht sind ziemlich kühl.


Weihnachtsmorgen (australischer Zeitrechnung). Wir ziehen weiter nach Süden. Gleich am Morgen sichten wir weit über 100 Känguruhs. Dazu noch Emus und dergleichen. Weiter südlich kommen wir jetzt in das Gebiet der riesigen Schafsfarmen. Eine Weide schließt an die nächste an. Dazwischen liegen Getreidefelder eingestreut. Bei Gawler biegen wir von Süden kommend ins Barossa Vally, dem drittgrößten Weinanbaugebiet Australiens, ein. Die hiesige Bevölkerung ist deutschstämmig. Die deutschen Ortsnamen wurden erst nach dem 2 Weltkrieg, in dem die Australier überdurchschnittlich viele Tote zu beklagen hatten, durch "Einheimische" - großteils aus den Aborigines Sprachen - ersetzt. Da heute Christmas Day ist, sind die Dörfer wie ausgestorben. Beim Mittagessen beobachten wir eine australische Familie, die beim Picknick + Grillen an einer der öffentlichen rest-areas, Weihnachten feiern. Nach und nach kommen neue Autos (= Familienmitglieder). Geschenke werden ausgepackt. Die Kinder spielen. Neben Adelaide vorbei geht es weiter nach Mannum. Der Campingplatz liegt direkt am Murray River, dem längsten Fluß Australiens. Hier begegnen wir das erste Mal den Massen australischer Camper, die die Weihnachts/Sommerferien hier im Süden genießen. Pelikane schauen den Fischern zu und werden ab und zu für ihre Geduld mit einem fetten Brocken belohnt. In vielen der Wohnwagen/Zelte sieht man richtige Weihnachstbäume, die zwischen den zum trockenen aufgehängten Badesachen ein etwas seltsames Bild abgeben.


Mit der Fähre geht es über den Murray River. Durch endlose Weizenfelder und Schaf- bzw. Rinderweiden weiter nach Süden. Die kleinen Ortschaften werden dichter. Am späten Nachmittag erreichen wir den Grampions National Park, der vorwiegend aus riesigen Wäldern (Eukalypten) besteht. Am ersten Viewpoint sitzen Känguruhs am Parkplatz herum und lassen sich streicheln. Eines der Skippies versucht mir meinen Schokoriegel zu stibizen. Verdammt schlaues Vieh. Ich muß flüchten + schnell essen. Kurzer Spaziergang an den McKenzie Wasserfällen und Besuch eines Viewpoints auf einem der lokalen Berge (so ca. 1000 m hoch mit senkrecht abfallender Felswand). Ein phantastischer Überblick über die Tiefebene, die großen Wälder und Seen. Heute ist übrigens ein freier Tag obwohl kein Feiertag. Die Australier haben die nette Angewohnheit Feiertage, die in ein Wochenende fallen, am Montag "nachzufeiern". Der Sonntag der 25. (Christmas Day) wird daher heute nachgeholt. Nahe des Campingplatzes in Halls Gap hüpfen halbzahme Känguruhs tw. in der Stadt umher, Koalas, die es hier auch geben soll bleiben aber unsichtbar.



Mehr und größere Photos aus South Australia gibts hier.

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Last Updated: 2004-10-03