Das Northern Territory (2. Teil)

Halbzeit meines Urlaubs. Wir setzen die Fahrt auf dem schnurgeraden Track fort und erreichen wieder das Northern Territory. Wir kommen schließlich am Rabbit Flat Road House an. Es ist das einzige Haus in 500 km Umkreis. Selbst auf Kontinentalkarten (1 : 8 Mio) ist dieses einzelne Haus eingezeichnet! Diesel kostet hier A$ 1,20 pro Liter und wird halbliterweise (!) verkauft. Normalerweise muß man zwischen 75 und 90 Cent pro Liter berappen. Über die Preiskalkulation gibt ein Schild im Laden Auskunft. Die Transportkosten sind natürlich gewaltig. Weiter auf dem Track besuchen wir Yuendumu, ein Aborigines Dorf. Die Abkürzung "Abo" die ich hier meistens benutze ist eigentlich die eher herablassende Form wie die weißen Australier die Minderheit der Ureinwohner bezeichnen. Ich verwende sie lediglich aus Bequemlichkeit! Von den 17 bis 18 Millionen Aussies werden ungefähr 200.000 bis 650.000 den Aborigines zugerechnet. Die Zahlen schwanken so extrem, da es nicht so einfach ist die teilweise recht stark assimilierte Leute einfach zuzuordnen. Auf jeden Fall wurde ihre Anzahl im 20. Jahrhundert drastisch "reduziert". Yuendumu macht einen furchtbaren Eindruck. Die Gebäude wurden von den Weißen - im falschen Glauben das Unrecht, das an den Abos begangen wurde, wieder gutmachen zu können - einfach so hingebaut. Sie werden aber, so wie es scheint, einfach von den Abos nicht wahrgenommen. Sie wohnen zwar drinnen haben aber keinerlei Engagement irgend etwas zu ihrer Erhaltung zu tun. Sie verkommen einfach zu einer Müllkippe. Camp in Napperby. An den Toiletten steht hier übrigens "Cows" & "Bulls". Steve bäckt in der heißen Asche des Lagerfeuers ein australisches Rosinenbrot. Schmeckt sehr gut. In der Nacht fahren auf der nahen Straße ein paar Road Trains vorbei. - Ein Schauspiel. Die nächtlichen Temperaturen sind hier schon deutlich angenehmer. Es kühlt Abends etwas ab, außerdem ist die Luftfeuchtigkeit nicht mehr so groß. Im nahezu tropischen Klima des Nordens müßten wir die Schlafsäcke jeden Morgen zum Trockenen aufhängen, obwohl wir sie nur als Unterlage verwendeten, waren sie naßgeschwitzt.

Schon nach kurzer Fahrt erreichen wir - nach insgesamt ca. 1000 km Fahrt auf der Piste - wieder den geteerten Highway. Noch am Vormittag werden wir in Alice Springs eintreffen. Am Nachmittag wird das Shopping Center gestürmt. In einem Buchladen finde Bücher, denen ich in Wien schon seit 2 Jahren nachjage. Alice ist die größte und auch die einzige Stadt weit und breit. Hier kommen die Leute aus zig-hundert Kilometer Entfernung zum Einkaufen her. Natürlich ist Alice auch eine Touristenhochburg. Nach dem Einkauf (die Flüssigkeitsreserven mußten unbedingt wieder aufgefüllt werden) mach ich noch einen Abstecher zum Royal Flighing Doctor Service Stützpunkt, einem unspektakulären Haus mitten in Alice. Am Abend wir wieder am Pool gefuttert, natürlich wird auch genügend Flüssigkeit, diesmal Rum, vernichtet.


Schon um 4 Uhr früh brechen zwei unserer Teilnehmer zu einer morgendlichen Ballonfahrt auf. Darum starten wir heute erst etwas später und kommen schon nach kurzer Fahrt im Palm Valley an. Aufbau des Lagers am Rande den Tals. Danach fahren wir weiter ins Valley hinein. Für 5 km Rumpelweg brauchen wir fast eine ganze Stunde. Danach gehts bei einer Temperatur von 46 Grad im Schatten zu Fuß weiter. Leider gibts hier keinen Schatten. Hier ist der einzige Platz der Welt, wo die Rotkohlpalme noch wächst. Überreste des Regenwaldes von vor 10.000 Jahren. Rundum ist aber alles wüsten- bzw. steppenartig. In Europa würde uns wohl jeder für verrückt halten bei 46 Grad in tw. praller Sonne zwei Stunden lang über Felsen zu klettern. Wir sind aber schon an so einiges gewohnt. Mit entsprechend viel Trinkwasser, das nach 2 Stunden auch so um die 50 Grad heiß ist (Teebeutel nicht vergessen), ist es gar nicht so schlimm. Auf dem Bergkamm angelangt werden wir dann auch mit dem entsprechenden Panorama für die Tortur belohnt. Beim Abendessen vernichte ich dann so ca. 5 Portionen Nachspeise (alles was noch da ist) - ziemlich ungewöhnlich für mich. In der Nacht kühlt es kaum ab, trotzdem 8 Stunden Tiefschlaf - man gewöhnt sich schließlich an alles.

Auf gehts zum Kings Canyon. Die Fahrt geht über eine Aborigines-Straße für die wir eine extra Sondererlaubnis (Passierschein) haben. Die Straße oder besser der Weg ist in keiner Karte eingezeichnet - dementsprechend ist der Zustand - aber Steve kennt den Weg. Obwohl er, so glaube ich, die Aborigines geringschätzt, ist er auf seine Weise selbst ein "weißer Abo". Wenn man ihn aus Australien wegholen würde, würde er wohl "eingehen". Wanderung durch den Canyon. es ist leicht bewölkt und es weht ein leichter Wind, was die Sache sehr erleichtert. Nach einer Stunde Kletterei kommen wir an der Schlucht und am sogenannten "Garden Eden" an. Der Felsabbruch ist gewaltig (>100 Meter) und natürlich vollkommen ungesichert! Abends relaxen und Känguruh-Schauen, die hier in einem Gehege gehalten werden. Ziemlich trostlos.


Wir brechen in Richtung Olgas auf. Kurzer Photostop um Mt. Conner, ein Double für den Ayers Rock, ins Bild zu kriegen. Campieren im Uluru Resort. Uluru ist der Name der Aborigines für den Ayers Rock. Nachmittags zuerst im Pool, dann folgt eine Wanderung in einer der Schluchten der Olgas. Der Sunset am Ayers Rock ist leider wenig spektakulär. Wir schätzen unsere morgige Aufstiegszeit auf 25-30 Minuten (ein sehr, sehr großer Fehler!).
Der Rock ragt ca. 400 Meter aus der Ebene. Der Weg hinauf ist nur 1,5 km lang, dafür aber wahnsinnig steil. Uluru ist eigentlich ein einziger Felsbrocken (Sandstein), der nicht nur 400 m hoch ist sondern auch noch 5 km (!) in die Tiefe geht. Hier tummeln sich die Touristenmassen. Japaner in Hundertschaften treiben Fuji's Umsätze in gigantische Dimensionen. Wenns den Rock nicht schon gäbe, die Photoindustrie müßte ihn erfinden. Abends lauschen wir einem Didjeridu-Konzert. Ein tolles Feeling - vor allem der Bass.


Sommersonnenwende am südlichen Wendekreis. Der längste Tag des Jahres. Wir stehen schon um 4:30 Uhr auf. Frühstück um 5, danach fahren wir den Rock an. Wir kommen kurz vor 6 Uhr am Ausgangspunkt für den Aufstieg an und legen gleich los. Das erste Stück ist unvorstellbar steil. Die einzige Hilfe die existiert ist eine große Eisenkette, die einfach in gerader Linie auf den Berg gespannt ist. Ein einziger Fehltritt hat auf dem glatte Felsen wahrscheinlich den unmittelbaren Tot zur Folgen. Es gibt keinerlei Sicherheitsmaßnahmen. Nach ca. 5 Minuten bin ich total fertig erhole mich aber nach ein paar Minuten mühsamen Weiterkämpfens und finde schließlich den richtigen Rhythmus. Kurz vor dem Erreichen den Gipfels, dem Punkt wo die meisten Leute schlapp machen, gehts dann ohne große Probleme mit Volldampf weiter. Ich erreiche als erster unserer Gruppe um ca. 6:30 Uhr den Gipfel. Jetzt kann ich den Sonnenaufgang genießen. Der Gipfelsieg wird danach standesgemäß mit Coke + Remi Martin gefeiert. Dazu wird noch mindestens ein halber Liter Wasser nachgefüllt. Als sich das Gipfelplateau zu füllen beginnt beginnen wir schon wieder mit dem Abstieg. In mörderischem Tempo (Laufschritt) gehts den Berg runter. Nach ca. 10-12 Minuten, in denen ich mindestens 1 Liter Wasser rausschwitze, erreiche ich wieder den Truck. Der gesamte restliche Wasservorrat wird geplündert; insgesamt mußte ich in nur einer Stunde meinen gesamten 2 Liter Kanister in mich hineinschütten, obwohl es eigentlich noch gar nicht richtig heiß ist. Am Fuß des Ayers Rock finden wir auch die Tafel für die Verunglückten. Jährlich kommen hier sicher einige Menschen nicht lebendig runter. Am schlimmsten ist wahrscheinlich die enorme Hitze, die unter Tag herrscht. Darum ist der Berg auch zwischen 10 und 16 Uhr total gesperrt. Sonst könnte man hier wohl gleich eine Herzklinik aufmachen. Das ganze Uluru Resort wurde übrigens vor noch nicht allzu langer Zeit den Aborigines vom Australischen Staat wieder zurückgegeben. Sie vermieten es jetzt an den Staat zurück und leben von den Tourismuseinrichtungen sicherlich nicht schlecht. Der Uluru (=Ayers Rock) stellt für die Aborigines (ganz Australiens) das größte Heiligtum dar (an seinem Fuß gab/gibt es ganzjährige Wasserlöcher), darum sind die Touristen eigentlich sehr unerwünscht. Es gibt Überlegungen den (einzigen) Pfad auf den Uluru in einigen Jahren vielleicht komplett zu sperren. Einmal gehts dann noch mit dem Auto rund herum. Im Pool des Campingplatzes gönnen wir uns noch eine kurze Abkühlung, bevor wir zum Flughafen weiterfahren. Ein kurzer Rundflug über die Olgas und den Rock steht auf dem Programm. Das Kleinflugzeug (8 Sitze) hat leider keine funktionierende Lüftung und es herrscht eine wahnsinnige Hitze - no na es geht um 11 Uhr, in der prallen Sonnen im Tiefflug über die Steppe. Die Thermik über den Olgas und dem Uluru schüttelt uns außerdem noch kräftig durch (geschüttelt nicht gerührt!). Nach einer kurzen Mittagspause Abfahrt Richtung Süden . Wir schlagen unsere Zelt in Urldunda auf und verbringen den restlichen Tag im Pool mit Ballspielen (so einige Stunden im Wasser). Um 19 Uhr - wir wollen gerade Abendessen, das Fleisch liegt schon am Grill - beginnt es zu schütten. Angeblich regnet es hier nur 300 mm im Jahr, wir kriegen daher eine ganze Jahresration ab. Das Abendessen findet daher in der Badehose statt, für einige, die undichte Zelte haben, wirds eine ziemlich feucht Nacht. Ich jedenfalls falle schon um 9 in einen tiefen Schlaf und lasse mich bis ca. 5:30 durch nichts erschüttern (oder besser aufweichen) - der Tag war schließlich anstrengend genug.


Mehr und größere Photos aus dem Northern Territory gibts hier.

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Last Updated: 2004-10-03