Das Northern Territory (1. Teil)

Check-Out und ab zum Flughafen. Hier wollen wohl alle mitten in der Nacht wegfliegen. Am Check-In versucht doch tatsächlich einer ein ganzes Kanu (so ca. 5 Meter lang) einzuchecken. Die spinnen die Aussies. Das Queuing ist auch hier - wie in den Staaten - anscheinend jedem schon in die Wiege gelegt. Der kurze Flug (1:30) nach Brisbane recht nicht einmal um alle Ansichtskarten zu schreiben und ein furchtbares englisches Frühstück zu vernichten (welch ein Geruch - würg). Die Karten sind übrigens von einer recht netten Stewardeß begutachtet und für würdig befunden worden (geht an alle die eine bekommen haben). Nach 20 Minuten in Brisbane gehts weiter nach Darwin. Ca. 4 Stunden wirds schon dauern. Jetzt hab ich gerade meine "Arbeit" erledigt - alle Postkarten sind geschrieben, keiner ist vergessen worden (Checklist). Den ganzen restlichen Monat hab ich also frei. Darwin hat einen recht netten kleinen Flughafen. Zuerst hatte ich den Einfall "draußen" auf den Coachbus zu warten (welch infantiler Gedanken). Man lernt hier sehr schnell (try and error). Als ich "draußen" bin, bei 35-40 Grad und extremer Luftfeuchtigkeit flüchte ich sofort wieder in die Aircondition des Gebäudes. Im Hotel angelangt fühle ich mich wie im Eiskasten. Im Zimmer (kostet mich fast A$ 100 pro Nacht - ohne Frühstück!) ist es bitter kalt - so ca. 15 Grad. Die Aircondition war hier sicher die letzten 2 Jahre auf maximaler Power. Leider gehen die Fenster nicht auf um "Abzutauen". Am Nachmittag (die Uhren müssen im Northern Territory um 90 Minuten gegenüber NSW zurückgestellt werden) mache ich einen Rundgang durch die Stadt. Darwin wurde am 25.12.1974 durch einen Zyklon total zerstört. Nur 50 Häuser blieben über. Heute wohnen hier wieder über 50.000 Leute. Die größte Stadt in 2000 km Umkreis - das muß man sich als großstadtgeschädigter Mitteleuropäer einmal auf der Zunge zergehen lassen. Es ist definitiv niemand auf der Straße zu sehen, weder Fußgänger noch Auto. Kein Wunder bei ca. 40 Grad im Schatten - wenn es nur Schatten gäbe. Nach 2 Stunden hab ich sämtliche Straßen der "Stadt" mindestens 2 mal durchwandert, ein bißchen gegessen (Chicken, die Standardverpflegung) und eingekauft (Orangensaft im 2 Liter Kanister war die kleinste Einheit, die mir sinnvoll erschien). Der Strand ist übrigens traumhaft & menschenleer (Krokos!!!). Danach erfolgt die Suche nach der Brits Station (=morgiger morgentlicher Treffpunkt). Ohne Gepäck brauch ich ungefähr eine 1/4 Stunde vom Hotel aus. Der Weg liegt in der prallen Sonne; hoffentlich ist es morgen kühler. Mein Photoapparat streikt - die Luftfeuchtigkeit ist ihm zu hoch, innen kondensieren die ersten Tropfen. Darwin sieht fast wie Tucson (Arizona) aus, nur etwas kleiner (50.000 statt 800.000 Einwohner) und wesentlich heißer und natürlich viel feuchter. Am hoteleigenen Pool werde ich von einem Regenguß überrascht, bevor ich noch im Wasser war. Ich schaffe es gerade noch mein Buch ins Trockene zu bringen. Ein Vorgeschmack auf die Gewitter, die mich in den nächsten Wochen in der heranziehenden Regenzeit noch erwarten.


Um 6:00 heißts aufstehen. Mit meinen 2 Taschen (gemeinsam ca. 15 kg) und dem Rucksack beginnt der Marsch zur Rental Station (für ein Taxi war ich zu stolz - es muß auch so gehen). Nach 5 Minuten bin ich fertig. Selbst jetzt hats schon über 25 Grad. Als ich am menschenleer Stuart Highway kurz raste, bleibt ein Auto stehen und ein freundlicher Aussie bietet mir an mich mitzunehmen ("Are You O.K.?" - Der zweifelt an meinem Geisteszustand, hier geht einfach niemand zu Fuß.). Er besteht darauf mich bis direkt zur Brits Station zu fahren (ganze 300 Meter). Nach und nach trudeln die Leute ein, unser Auto (umgebauter 4WD Truck), der Fahrer, die Köchin und der Guide. Wir sind nur 7 Passagiere (alles Deutsche aus mir) und haben daher jede Menge Platz. Zwei weitere Piefkes werden uns 24 Tage lang mit einem Toyota Landcruiser (ver)folgen (Follower). Hier im Norden haben übrigens die zwei Worte "Auto" und "Toyota" absolut die gleichen Bedeutung. Hier gibts einfach 90% Toyotas und 10% irgendwas anderes. Ab gehts in Richtung Kakadu Nationalpark, er gehört den Aborigines und wird von ihnen verwaltet. Das Lager wird in Jabiru aufgebaut (wie bei der Legion). Das Bezwingen eines Hügels mit Abo-Malereien wird bei diesem Klima leicht zur Tortur. Der Ausblick entschädigt aber dafür. Rundum - bis zum Horizont - KEIN einziges Haus. Man sieht über das Arnhemland (Tafelgebirge). Termitenhügel stehen wie Hinkelsteine in der Gegend (werden so bis 4 Meter hoch). Danach 1,5 Stunden im Pool des lokalen Campinggrounds (bei über 35 Grad Wassertemperatur und Whirlpool - edel). Erstes Abendessen im Camp.

Aufstehen um 6:00 Uhr - welch ein Urlaub. Zeltabbau dann erst Frühstück. Erster Stop in der Rangers Station des Kakadu National Parks. 20 minütige perfekt inszenierte 360 Grad Diashow mit entsprechender Geräuschkulisse. Thema "Die Jahreszeiten im Kakadu". Danach ein Spaziergang in den Bergen mit großartigen Ausblicken auf die Ebene und einige schroffe Hügel des Arnhemlandes. Ein Wallabi (Felskänguruh.) beim fressen beobachtet. Bei solchen "Ausflügen", auch wenn sie nur 1/2 Stunde dauern ist folgende Ausrüstung "statthaft": 1. Wasser, 2. Wasser, 3. Wasser, 4. Kopfbedeckung, 5. feste Schuhe, 6. Sonnenschutzmittel. Die Australischen Soldaten müssen pro Tag hier mindestens 4 Liter (Wasser) trinken - das sagt schon einiges. Das Camp wird in der Nähe der Yellow Waters aufgeschlagen. Am frühen Nachmittag noch mal im Pool (muß eine australische Erfindung sein - gibts überall) entspannt. Danach (16:00) einen Bootsfahrt auf den Yellow Waters. Jede Menge Krokodile und Federvieh (z.B. Seeadler) zeigen sich. Am Abend bis 10:00 im Pool um abzukühlen. Danach ein interessantes Gespräch mit meinem Zeltgenossen (ein junger Sachse = Ostdeutscher). Aber davon ein anderes Mal mehr.

Erste Station Palm Creek. Die erste Furt ist nur 20 oder 30 cm tief wird aber zwecks Phototermin mehrmals durchfahren (was sich im nachhinein als absolut überflüssig herausstellt). Nach Palm Creek kommen uns am Highway No. 1 (er umrundet den ganzen Kontinent auf einer Strecke von ca. 26.000 km) die ersten Road Trains entgegen. Ein Road Train darf maximal 50 Meter lang sein (d.h. 3 Anhänger) und das Höchstgewicht ist auf 100 Tonnen beschränkt (in Österreich sinds bloß 38). Normalerweise versucht man sich möglichst in Luft aufzulösen, wenn so ein Ding naht, es wird nämlich von Bremswegen in der Größenordnung von 2 km gemunkelt. Das Mittagessen findet am Rande der Edith Falls statt. Die Edith Falls sind ein großes Wasserloch in die von einem Berg frisches Wasser über einen Wasserfall zufließt. Mitten in diesem kleinen aber bis zum Rand recht tiefen See liegt eine Sandbank, auf der sich Schwimmer bei der Seedurchquerung bequem ausrasten können. Das Wasser, das über den Wasserfall herunterkommt, hat übrigens eine sehr angenehme Temperatur (mehr als 30 Grad). So ein kleiner Badeausflug ist daher gerade das richtige vor dem Mittagessen. Gerade rechtzeitig sind wir fertig, als 2 große Tourbusse mit mindestens 100 Deutschen das Wasserloch überfluten. Am Nachmittag schlagen wir unser Camp in Katherine auf. Danach fahren wir per Boot durch die Katherine Schlucht. Die Wasserstandsunterschiede zwischen Regen- und Trockenzeit sind hier extrem groß (über 10 Meter). Schon jetzt am Beginn der Regenzeit ist das Wasser an manchen Stellen 30 Meter tief, an anderen Stellen sitzen wir fast mit dem Boot auf. Der Abend klingt mit Steaks und Bier aus.

Wir brechen pünktlich auf (soll heißen wir sind um halb acht abmarschbereit). Beim Frühstück wurden wir von ein paar Wallabies (kleinen Känguruhs) beobachtet. Heute steht uns eine ziemlich lange Fahrt bevor (über 500 km). Ich sitze jetzt entspannt im Truck, schau mir die Landschaft an, neben mir schaukelt ein 24er Karton Cola-Dosen und ich möchte die Gelegenheit nutzen, um ein paar Besonderheiten zu erwähnen. Ersten, hier steht die Sonne mittags natürlich im Norden (gewöhnungsbedürftig), am Sternhimmel gibt es das "Kreuz des Südens" (auch auf den australischen Münzen zu bewundern) statt des Polarsterns (weniger gewöhnungsbedürftig, da für mich ohnehin irrelevant), das Wasser im Ausguß dreht sich angeblich andersrum (definitiv irrelevant) und die Autos fahren natürlich auf der falschen Seite obwohl die gleichen Vorrangregeln gelten wie bei uns (außerordentlich gewöhnungsbedürftig). Wir sind jetzt übrigens 8 Leute im Truck, einer ist noch dazukommen, er war beim falschen Treffpunkt, ganze 4500 km entfernt (er wartete in Melbourne und nicht in Darwin). Steve, unser Fahrer, Marie, die Köchin, und Martin, der Guide und einzige Österreicher/Wiener außer mir, müssen noch dazugezählt werden. Thomas und Ingo, die zwei Selbstfahrer in ihrem Toyota haben gerade den Windschatten des Trucks verlassen und sind ein Stück (50 bis 100 km) vorgefahren. Sie beklagen sich schon über die Rußschwaden aus unserem Auspuff. Der Truck ist übrigens ein ca. 11 Jahre alter Unimog (Mercedes oder M.A.N.) mit geschätzten 1,3 Mio. km. auf dem Tacho. Mit seiner 8 Liter V6 Engine, dem 4 WD mit Differenzialsperre, dem 8 Ganggetriebe (wir fahren im Flachen im 5 Gang an!) bringt er, ca. 15 Tonnen Gewicht schwer, gerade 80 km/h auf die Straße. Dabei spielt es aber keine Rolle ob sich unter den Reifen gerade eine befestigte Straße oder sonst was (off road) befindet. Der Treibstoffverbrauch liegt bei 35-40 Liter Diesel auf 100 km. Die geschätzten 250 PS sind relativ wenig im Vergleich mit den supergroßen Reisebussen anderer Touren, die mit über 600 PS und 120 km/h durch die Gegend pressen (nur asphaltierte Straßen natürlich) und dabei auch so an die 70 l/100 km verheizen. Lunch Time in Timber Creek. Auf der Weiterfahrt auf dem Highway No. 1 (her heißt das Straßenstück Stuart Highway), der im übrigen teilweise nur einspurig ist, fängt es gegen 14 Uhr zu regnen an. Welch ein Gatsch! Neben der Fahrbahn liegen immer öfter tot(gefahrene) Tiere. Das geht bis zur halbverwesten Kuh. Am Lake Argyle, dem größten künstlichen See Australiens, der immer noch nicht zur Stromerzeugung genutzt wird, ist das Panorama wieder einmal besonders eindrucksvoll. Camp in Kununurra.


Mehr und größere Photos aus dem Northern Territory gibts hier.

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Last Updated: 2004-10-03